Die Geschichte von Spitzkunnersdorf !


Darf ich mich vorstellen? Spitzkunnersdorf ist mein Name.
Ich bin ein kleiner Ort, ca. 320 bis 400 m über NN gelegen, eingebettet in einer reizvollen Landschaft am Fuße des Zittauer Gebirges.
Meine Einwohner sind echte Oberlausitzer, die das Herz am rechten Fleck haben.
Zum besseren Kennenlernen möchte ich Ihnen zunächst etwas aus meinem historischen Werdegang erzählen.

Meine Geburtsstunde liegt im 13. Jahrhundert. Deutsche Kolonisten siedeln sich in der Lausitz an. Es wird angenommen, daß einer der Führer namens Conrad mein Gründer gewesen ist.
1347 werde ich das erste Mal urkundlich erwähnt, als Kirchdorf, unter dem Namen Cunarstorf.
1352 findet sich mein Name im Register des Papstzehnten des Prager Bistums wieder.
Und schließlich 1396 bin ich schon unter dem Namen Cunnersdorf bzw. Spitz-Cunnersdorf im Verzeichnis der Landtafel von Zittau eingeschrieben.
Wie ich zu diesem "spitzen" Namen gekommen bin? Darüber gibt es mehrere Versionen. Am Zutreffendsten finde ich jedoch folgende: Ich habe einen äußerst gut aussehenden Paten - den "Großen Stein", auch Kunnersdorfer Spitzberg genannt. Er hat mir seine Silbe "Spitz" als Geschenk überreicht.
Ackerbau und Viehzucht sind die ersten Ernährungsquellen meiner Einwohner. Den Grund und Boden des Rittergutes bearbeiten hörige und abhängige Bauern.
1562 wird den Rittergutsherren der Oberlausitz das Recht der Obergerichtsbarkeit zugesprochen. Die Frondienste nehmen zu und die persönlichen Freiheiten der Untertanen werden immer mehr eingeschränkt.
1635 findet ein bedeutendes politisches Ereignis statt - der Wechsel des Oberlausitzer Gebietes von der kaiserlich-böhmischen Krone zum Kurfürsten von Sachsen als Ausgleich der Kriegsschulden aus dem Dreißigjährigen Krieg.
Mit der Stabilisierung nach dem Dreißigjährigen Krieg entwickeln sich Handwerk und Gewerbe. Schmied, Schuster, Schneider, Bäcker, Fleischer, Schlosser, Kramer, Zimmermann, Bleicher, Böttcher, Seiler, Steinbrecher, Beutler nehmen ihre Tätigkeiten auf. Spinnerei und Leineweberei werden zu einem wichtigen Erwerbszweig.
Gruselig wird es um 1800 herum. Ein Räuberhauptmann namens Karasek hat sich mit seiner Bande bei mir versteckt, ganz zum Leidwesen der Bevölkerung.
Im 19. Jahrhundert beginnt sich die Textilindustrie zum dominierenden Industriezweig zu entwickeln. Der größte Teil meiner Einwohner ist in Textilfabriken beschäftigt, um sich dort ihr "täglich Brot" zu verdienen.
Voraussetzung für die Mechanisierung der Webereien ist ihr Anschluß an das elektrische Leitungsnetz.
Bereits am 24.12.1909 brennt zum ersten Mal in mehreren Häusern elektrisches Licht. 1912 wird die Gemeinde Besitzerin des Ortsnetzes und im Jahre 1923 bin ich mit Ausnahme von 2 Wohnhäusern an das elektrische Leitungsnetz angeschlossen.
Für die Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten wird im Jahre 1909 der Grundstein für eine Schule gelegt, in der alle Schüler des Ortes unterrichtet werden können, was vorher nur dezentral möglich war.
1863 findet die Stenografie ihre Anhänger im Oberlausitzer Land, und ich kann den Ruhm für mich in Anspruch nehmen, neben Eibau die älteste Übungsgemeinschaft in unserer engeren Heimat bis 1945 besessen zu haben.
Die beiden Weltkriege 1914 - 1918 und 1939 - 1945 bringen den Familien Not und Leid.
Die Folge des 2. Weltkrieges ist eine Teilung Deutschlands in zwei Staaten, die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik.
In den folgenden Jahrzehnten gehen einige meiner sehnlichsten Wünsche und natürlich auch die meiner Einwohner in Erfüllung.
Besonders stolz bin ich auf die Schaffung sozialer Einrichtungen, die wesentliche Erleichterungen für die berufstätigen Mütter in Landwirtschaft, Industrie und Handel bringen.
Nach dem 1945 wiedereröffneten Kinderheim wird 1960 eine neue Kindertagesstätte im Landhaus, oberhalb der Kirche, eingerichtet.
In den Jahren 1988/89 entsteht ein neuer Kindergarten.
Trotz einer komplizierten Versorgungslage mit Baumaterialien kann ich mich modernisieren und erweitern. Allein in den Jahren 1971 bis 1988 werden 38 Eigenheime gebaut. Die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) errichtet 4 Wohnblöcke mit je 10 bzw.12 Wohnungseinheiten.
Das Schulgebäude erfährt 1975/76 eine Modernisierung und Erweiterung.
Zu den langersehnten Bauvorhaben gehört auch die Errichtung einer Turnhalle, die am 25. August 1962 feierlich eingeweiht wird. Viele Bürger opfern ihre Freizeit und helfen mit freiwilligen Einsätzen beim Bau. Kinder sammeln Altstoffe zur finanziellen Unterstützung. In den Jahren 1985 bis 1988 erfolgt dann noch ein mit einem Umbau versehener Anbau. 1993/94 kann mit Fördermitteln vom Freistaat Sachsen eine umfassende Rekonstruktion vorgenommen werden.
Die Turnhalle bleibt nicht die einzige erbaute Attraktion für den Sport.
Am 6. Oktober 1969 findet die Einweihungsfeier der Sprungschanze am Forsten statt, die den Namen des Berges verliehen bekommt. Später werden noch zwei weitere kleinere Schanzen gebaut. 1988 wird die gesamte Anlage durch einen Kampfrichterturm und 1993 durch eine Flutlichtanlage komplettiert.
Auch neue Einkaufsstätten werden eröffnet - 1984 eine Kaufhalle im Oberdorf und 1989 eine Lebensmittelverkaufsstelle im Ortsteil Wiesental.
1988 erfolgt der Bau eines Mehrzweckgebäudes neben dem Kretscham.
Im Herbst 1989 gibt es in der Geschichte der beiden deutschen Staaten einen Wendepunkt. Bürger der DDR erzwingen die Öffnung der Staatsgrenze.
Am 1. April 1990 trete ich dem Sächsischen Städte- und Gemeindetag bei.
Seit dem 3. Oktober 1990 gibt es wieder ein deutsches Land, die Bundesrepublik Deutschland.
Neue Vorhaben prägen mein Antlitz. Die EDEKA-Handelsgesellschaft Nordbayern mietet den größten Teil des Gebäudes einer ehemaligen Textilfabrik für die Schaffung eines Großmarktes an. Die SB-Halle bietet sehr gute Einkaufsmöglichkeiten für meine Bevölkerung und die der angrenzenden Dörfer.
1992 erfolgt der Baubeginn des Abwassersystems.
1994 wird mit der Erweiterung des Telefonnetzes begonnen.
Es erfüllt mich mit Stolz sagen zu können, daß ich bis heute die Tradition als Textilindustriestandort in der Oberlausitz bewahren und fortsetzen konnte. Im Jahre 1997 feierte ich dann meinen 650. Geburtstag. Informationen darüber gibt es hier auf der Seite von M. Jantsch ( Danke !)